Mein Name ist Ross Murphy. Ich bin 62 Jahre alt, aus den USA und habe mein Leben lang in der Ölndustrie gearbeitet. Gerade deswegen bin ich Naturfreund und Birder. Ich war an vielen Stellen der Welt, von den USA bis Asien und immer hatte ich mein Birding Equipment dabei. Mein letzte große Reise führte mich nun nach Kamerun, zu der ich auch meine Frau mitnahm, mit der ich seit über 30 Jahre verheiratet bin. Kamerun, genauer gesagt nach Farso East – eine dortige kleine Destination – hat einen großen Wildreichtum. Ich hatte mir hier ein privates Camp gebucht, mit Scout, Küchen- und Servicepersonal sowie fünf Militärangehörigen, die für unsere Sicherheit sorgten, als auch eine Anti-Wilderer-Patrouille darstellten. Das ist hier draußen auch nötig, wir sind Stunden von der nächsten Stadt weg, bzw. was man als solche bezeichnen kann.

Kamerun ist ein Land im westlichen Zentralafrika, was in Deutschland viele Menschen im Zusammenhang mit Fußball kennen. Es grenzt unter anderem an Nigeria, die Republik Kongo und den Atlantischen Ozean. Die Hauptstadt des gut 20,5 Millionen Einwohner fassenden Staates ist Yaoundé; eine weitere Millionenstadt ist Douala. Um den Naturraum Kamerun zusammenfassend zu kennzeichnen, lässt sich sagen, dass dies ein „Afrika im Kleinen“ darstellt, es gibt quasi alles, von trockenen Savannen hin zu immergrünen Regenwäldern, flache Ebenen bis hin zu hohen Bergen. Das Klima ist tropisch mit niederschlagsreichen Regenperioden und hohen Temperaturen, die in den Höhenlagen gemildert sind. Im Norden des Landes, beim Tschadsee, ist das Klima trocken.

An Ausrüstung hatte ich diesesmal das neue Leica Geovid 10 x 42 sowie meinen Rangemaster 1600 dabei, eine kleine Kamera, das Buch: „Princeton Field Guide: Birds of Western Africa“ sowie mein Schreibzeug. Ich führe zudem seit 1990 Buch über die beobachteten Vögel und habe bis jetzt 825 aufgelistet. Hin und wieder kommt es vor, dass ich auch mit Hilfe des Bestimmungsbuches keine genau Aussage treffen kann, welcher Vogel es war, dann versuche ich das hinterher mit Hilfe eines Fotos zu tun. Als Birder habe ich vor vielen Jahrzehnten angefangen, meinen Kindern die Natur näherzubringen. Heute ist es fast eine Sucht, egal wo ich bin, selbst beim Einkaufen, beim Autofahren (Vorsicht!), beim Golf, egal, ich habe immer ein Notizbuch dabei.

Was man in Kamerun immer dabei haben sollte: Kleingeld, einen breitkrempigen Hut, Sonnenöl und Mückenschutz, Letzteres ist besonders wichtig. Mit Kaffee und Kaugummi machte ich mich bei dem Personal und bei den Kindern beliebt, was mir auch am Herzen lag. Mit ist eine nachhaltige, faire Nutzung der Natur unter Einbeziehung der einheimischen Bevölkerung wichtig. Das Land ist weitgehend „safe“, dennoch korrupt, man sollte gewisse Sicherheitsvorschriften beachten.

Für uns Birder ist es ein Traum dort: Laut einer Studie von Bernard Foahom (2001) leben in Kamerun mindestens 542 verschiedene Fischarten, über 15.000 Schmetterlingsarten und ca. 280 Säugetiere (einschließlich der größten und der kleinsten Säugetierart). Zusätzlich gibt es mindestens 900 verschiedene Vogelarten, von denen etwa 750 in Kamerun heimisch und die übrigen 150 Zugvögel sind. Die Bergregenwälder im Westen des Landes sowie das Tiefland im Süden gelten als Gebiete mit einem hohen Anteil endemisch auftretender Vogelarten, das ist nochmal ein Ziel von mir für eine weitere Reise.

Damit der Leser mal nachvollziehen kann, was man in 14 Tagen alles sehen kann, habe ich in den ornithologisch korrekten, englischsprachigen Namen mal alles aufgelistet:

Cattle Egret
Pennant Winged Nightjar
Common House Martin
Stone Partridge
Little Swift
Scaly Francolin
Pied Crow
Black-billed Wood Dove
Abyssinian Roller
Little Bee-eater
Bateluer
Blue-bellied Roller
Dark Chanting Goshawk
African Grey Hornbill
Helmeted Guinea fowl
Abyssinian Ground Hornbill
Vinaceous Dove
Yellow-billed Oxpecker
Emerald Spotted Wood Dove
Fork-tailed Drongo
Green Turaco
Dunn’s Lark
Western Grey Plantain Eater
Meyer’s Parrot
Senegal Coucal
Scarlet-chested Sunbird
African Palm Swift
Western Black-headed Oriole
Speckled Mousebird
Square-tailed Drongo
African Pygmy Kingfisher
Northern Crombec
Re-throated Bee-eater
Long-crested Eagle
Rufous Crowned or Purple Roller
African Hobby
Northern Re-billed Hornbill
African Green Pigeon
Fine Spotted Woodpecker
Double Spurred Francolin
Common Bulbul
African Harrier Hawk or Gymnogene
Ethiopian Swallow
Spotted Creeper
Pygmy Sunbird
Western Banned Snake Eagle
Four Banded Sandgrouse
Hadeda Ibis
Yellow-billed Shrike
Red-necked Buzzard
Brown-backed Scrub Robin
Senegal Parrot
Bronze-tailed Glossy Starling
Brown-backed Woodpecker
Red-cheeked Cordon Bleu
African Hoopoe
Denham’s Bustard
Giant Kingfisher
Yellow-fronted Canary
White-backed Vulture
Barn Owl
Hammerkop
Grey Kestrel
Malachite Kingfisher
Green Wood Hoopoe
Tawny Flanked Prinia
African Golden Oriole
Senegal Batis
Yellow-fronted Tinkerbird
Northern Black Flycatcher
Western Violet-backed Sunbird
White-headed Lapwing
Tawny Eagle
Violet Turaco
Northern Ant-eating Chat
Pied Kingfisher
Short-winged Cisticola
Speckled Pigeon
Double-toothed Barbet
Black-throated Apalis
African Moustached Warbler
White Helmet Shrike
Bronze Mannikin
Common Scimitarbill
Lizard Buzzard
White Shouldered Black Tit
Grey-headed Kingfisher
Namaqua Dove
Northern Carmine Bee-eater
Yellow-billed Kite

Die Vogelwelt Kamerus ist sehr artenreich. Bei dem Wasserreichtum des Landes treten natürlich die Schwimm- und Wasservögel in den Vordergrund, die Flüsse und Sümpfe wimmeln von zahllosen Schwimmvögeln, Enten-und Gänsearten. Daneben trifft man auf alle möglichen Arten von Störchen und Reihern. Der Wald ist von Papageien verschiedener Gattungen, von Nashornvögeln, Pisangfressern (Turakos), Adlern, Aasgeiern, Falken und zahlreichen kleinen Vogelarten bevölkert. Singvögel in unserem Sinne gibt es in Kamerun – wie überhaupt in den Tropen – nicht. Das fröhliche Gezwitscher und Jubilieren, das bei uns im Frühjahr und Sommer den Wald erfüllt, werden wir daher in Kamerun vergeblich suchen. Dagegen wetteifern die Vogelarten durch die Farbenpracht des Federkleides miteinander.

Mein Lieblingsvogel dort ist der der Graufischer (Ceryle rudis, englisch Pied Kingfisher), ein Eisvogel, der in Afrika entlang des Nils und südlich der Sahara vorkommt. Er ist ein Standvogel, zieht also im Winter nicht weg. Er ernährt sich hauptsächlich von kleinen Fischen, frisst aber auch Krustentiere und Wasserinsekten. Neben der üblichen Jagdtechnik, auf einem Ast auf die Beute zu lauern, kann der Graufischer zudem im Rüttelflug über dem Wasser nach Fischen suchen. Wer das einmal beobachtet hat, ist fasziniert von diesem Tier.

Er muss auch nicht zu einem Zweig zurückkehren, um die Beute zu verschlingen. Dies gelingt ihm während des Fluges und ermöglicht ihm sogar, in Ausnahmefällen über dem Meer zu jagen. Der Graufischer wird 25 cm lang, er hat ein schwarz-weißes Gefieder, am Kopf ist ein struppiger, teilweise aufgestellter Schopf. Anders als die meisten Eisvogelarten ist er gesellig und bildet am Abend große Schwärme, wobei ich mit meinem Leica 10 x 42 Geovid oftmals an die 100 Tiere beobachtete. Dieser Vogel kann leicht gezähmt werden, man hält ihn sogar als Haustier.

Mit seinem größeren Verwandten, dem Riesenfischer (Megaceryle maxima, englisch: Giant Kingfisher), der der größte Eisvogel auf dem afrikanischen Kontinent ist, geht das schlechter, bzw. ich habe dort – auch auf Nachfrage – keinen bekannten Fall bestätigt bekommen. Der Riesenfischer erreicht eine Größe von 46 cm. Kopf und Flügeloberseiten sind grau-weiß gesprenkelt, das Männchen hat einen rostbraunen Fleck am Hals, das Weibchen hat eine rostbraune Brust. Ihre Flügelunterseiten sind im vorderen Bereich ebenfalls rostbraun gefärbt.

Immer wieder macht es Spaß die großen Raubvögel zu sichten. Bei dieser Reise war das der Raub- oder Savannenadler (Aquila rapax), eine Vogelart aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Sie erreichen eine Körperlänge von 60 bis 72 cm, eine Flügelspannweite von 1,59 bis 1,83 m und sind damit erheblich größer als der uns gut bekannte Mäusebussard. Sie wiegen um die 2 kg. Kopf, Rumpf, kleine und mittlere Ober- und Unterflügeldecken können einfarbig hell gelbbraun, rotbraun, mittelbraun oder dunkelbraun sein. Die großen Hand- und Armdecken sind bei allen Morphen dunkel graubraun.

Die Schwungfedern und die Steuerfedern sind dunkel graubraun mit einer feinen dunklen Querbänderung, die distalen Hälften der äußeren Handschwingen sind schwarz. Ihre Iris hell gelb, gelbbraun oder blassbraun, die Wachshaut und die Zehen haben eine gelbe Färbung. Der Schnabel ist an der Basis grau und zur Spitze hin schwarz. Der Raubadler ernährt sich von kleinen bis mittelgroßen Wirbeltieren, Insekten und auch regelmäßig von Aas. Tiere werden fast ausschließlich am Boden erbeutet. Der Raubadler nutzt zur Jagd auf bodenbewohnende Tiere im Wesentlichen drei Methoden: Die Ansitzjagd, den Stoß zum Boden aus einem kreisenden Suchflug und die Jagd zu Fuß. Dies zu beobachten ist mir mehrfach gelungen.

Natürlich versuchten wir auch den „berühmtesten Vogel“ des Landes, den Braunwangenweber (Ploceus batesi) – eine vom Aussterben bedrohte Art – zu sichten, was leider nicht gelang. Aber man braucht ja auch noch Ziele für weitere Abenteuer. Kamerun ist kein klassisches Land für Afrika-Einsteiger, für geübte Naturfreunde ist es jedoch ein Paradies, und ich kann es kaum erwarten wieder dorthin zu reisen.

Text und Fotos: Dr. Frank B. Metzner und Ross Murphy

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *