… dass er Daniel Gebauer um 6.24 geweckt hat. Am Karfreitag wohlgemerkt. Nicht etwa durch sein Gezwitscher, sondern per App. Wie das möglich ist? Nun, die App wird gebraucht für das Melden von seltenen Vogelarten. Und an diesem frühen Morgen wurden in Cudrefin (VD) eine Gruppe von 10 Sichler, diesem seltenen Durchzügler entdeckt. Also schrillte das Smartphone von Daniel, leidenschaftlicher Vogelbeobachter und Mitglied der«Birders without Borders», welche in Israel am Birdrace teilgenommen haben.

Obwohl ein ganzer Trupp von 10 Sichler in der Schweiz sehr außergewöhnlich ist, ließ sich Daniel Gebauer nicht aus der Ruhe bringen. Zwar war er nun wach und bereit für eine Vorfrühstücksrunde, verzichtete aber auf die Fahrt nach Cudrefin. «Ich machte mich auf den Weg in das Fraubrunnenmoos im Kanton Bern. Dort wird bereits seit einigen Jahren vorbildlich am Schutz des Kiebitzes gearbeitet. Das Gebiet konnte erst kürzlich von einem vogelkundlichen Verein (Berner Ala) aufgekauft werden und wurde mit Flachwasserzonen, einem Beweidungssystem mit Rindern und einer Umzäunung aufgewertet und wird regelmäßig gepflegt. Es beherbergt eine Population von 5-10 Paaren des vom Aussterben bedrohten Wiesenbrutvogels und stellt ein interessantes Gebiet für Durchzügler dar.» Selbstverständlich lag Daniel richtig mit seinem Gefühl, anstatt nach Cudrefin ins Fraubrunnenmoos zu fahren. Aber mehr dazu ein bisschen später.

Im Moos angekommen, holt Daniel Gebauer seine Leica-Ausrüstung aus der Tasche und zoomt mit dem 20-60 Okular des Leica APO Televid die anwesende Vogelwelt ganz nah ran. «Das Bild ist immer gestochen scharf. Nebst den Kiebitzen, welche an jenem Morgen eifrig mit dem Brutgeschehen beschäftigt waren, hatte es weit hinten im Gebiet mehrere Flussregenpfeifer und Bruchwasserläufer. Dazu das umwerfende Morgenlicht welches perfekt abgebildet wurde. Fantastische Momente» schwärmt der leidenschaftliche Vogelbeobachter. All dies vor dem ersten Kaffee wohlgemerkt.

Mit dem Leica Noctivid den Sichler entdeckt

An diesen ersten feinen Morgenkaffee dachte irgendwann auch Daniel und war in Gedanken schon auf dem Heimweg. Doch in dem Moment als er wegfahren will, sieht er im Augenwinkel zwei größere, dunkle Vögel mit langen Beinen und Hälsen. «Sie flogen tief über die Teiche und landeten elegant. Also zog ich das Noctivid HD aus der Tasche und sah, was ich vermutet hatte: zwei Sichler sind im Fraubrunnenmoos gelandet.» Ein Highlight für jeden Vogelbeobachter, auch für Daniel Gebauer, welcher im In- und Ausland schon so viele Arten gesehen hat. «Ich freute mich riesig über meine Beobachtung und darüber, dass ich den Nachweis erbringen konnte, dass der Sichler in der Region war. Ich verschickte natürlich sofort eine Meldung mit der Swissbirdalert-App» lacht Gebauer. Ob er damit jemanden geweckt hat, ist nicht bekannt.

Jedenfalls ließ sich der Berner nun Zeit, um die seltenen Durchzügler noch ein bisschen zu genießen. «Sie frühstückten. Und ich glaube, es gefällt ihnen ganz gut bei uns. Auch bei den Kiebitzen schien sich die Aufregung über den gefiederten Gast in Grenzen zu halten. Ich beschränkte mich darauf, ein paar Belegaufnahmen aus der Distanz zu machen, ich will ja die Vögel nicht beim Frühstück stören.» Zufrieden machte sich Daniel Gebauer danach auf den Weg nach Hause, um Kaffee und Frühstück zu genießen. Immerhin hat ihn der Sichler nicht umsonst geweckt…

 

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