Dr. Metzner bereist Afrika seit vielen Jahren, in den ersten Jahren zumeist Namibia. Dieses Land – im südwestlichen Zipfel des dunklen Kontinentes – wird oft als „Einsteigerland“ für den Afrika-Neuling beschrieben. Namibia begeistert durch seine schiere Größe, Weiten und ein – bei geeigneter Reiseplanung – relativ mildes Klima. Natürlich gibt es auch hier Extreme, doch wer klug reist, kann Annehmlichkeiten mit Abenteuer verbinden. Diese ehemalige deutsche Kolonie ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland, bei nur 2,1 Millionen Einwohnern. Wahrscheinlich ist Namibia auch das erste Land in dem schwarzen Kontinent, das ab den 1960er Jahren auf einen verstärkten Tourismus setzte, der dann ab den 1980er Jahren einsetzte.
Schon immer verband ich meine Urlaube dort mit Exkursionen und immer mit der Fotographie. Zuerst mit der Leica R 5 (aus 1988, für Insider: Body Germany, nicht Portugal), später mit der Leica R 7 (1996) und immer dabei waren die langen, montierten Teleobjektive. Wer kennt heute noch von der Generation Facebook die 600 mm Schnellschuss Objektive von Novoflex, mit dem „Pistolengriff C“ (1980), mit dem man das Objektiv scharfstellte? Würde man damit noch im Zeitalter der Terrorgefahr mit diesem Meisterstück deutscher Ingenieurskunst durch den Zoll kommen?
Auf einem farbenfrohen Fuji Velvia 200 Asa Film (1998) fanden damals 36 Aufnahmen Platz, meist reichten 10 Filme für einen gesamten Urlaub. Heute, mit digitaler Technik, ist das die Ausbeute eines Vormittags. 2005 stieg ich vollkommen auf die digitale Technik um. Mit der Leica V-Lux 1 (2007) und der Leica Digilux 2 (2003) war ich bestens aufgestellt, beide versehen heute noch klaglos ihren Dienst, letztere ist sogar ein zeitloser Klassiker geworden.
Mehr als 51 Millionen Amerikaner, rund zwei Millionen Engländer und fast eine halbe Million Deutsche sind in 2016 begeisterte „Birder“. Auch in Namibia selber frönen viele diesem schönen Hobby — den legendären Namibia Bird Club gibt es seit 1962. In Namibia leben 644 Vogelarten, davon 14 endemische – die also nur in Namibia vorkommen – und gut weitere 100 Arten, die man nur im südlichen Afrika findet.
Einige der Vögel Namibias sind sehr bekannt, wie die Dünenlerche. Der „schön Singende mit dem roten Mäntelchen“ ist der Endemit Namibias. Dieser Vogel schöpft nie Wasser oder andere Flüssigkeiten, denn sein Körper beherbergt Zellulose spaltende Bakterien im Darm, die den Wasserhaushalt seines zarten Körpers reguliert.
Aufgrund von einzigartigen Trockengebieten – bis hin zu den Wüsten der Kalahari und der Namib – gibt es einige besondere und seltene Vogelarten wie den Damara-Felsenspringer („Rockrunner“), den Rüppellpapagei, den Monteirotoko oder den Namibschnäpper („Herero Chat“). Letzterer gehört zu den Fliegenschnäppern und gilt bei Ornithologen als mit am schwierigsten zu beobachtenden Vogel des Landes.
Die besten Gebiete für Vogelbeobachtung sind in der Zambezi Region (ehemalige Caprivi Region), natürlich der Etosha National Park, der unter anderem als einer der wenigen Brutgebiete für Flamingos und Zwergflamingos in Afrika gilt. Eigentlich kann jeder der elf Nationalparks empfohlen werden, wenngleich der Dorob, der Kaudum, als auch der Waterberg als Geheimtipp und nicht so überlaufen gelten.
In der Meer-Lagune von Walvis Bay (Walfischbucht) kann man verschiedene Arten von Flamingos und Pelikanen, Kap- und Weißbrustkormoranen sowie Graukopfrostgänse, Raubmöwen („Skuas“) und andere Seevögel beobachten. Ihre Gesamtzahl wird von Forschern auf 120.000 Tiere geschätzt.
Der größte Gefiederte Namibias ist die Riesentrappe mit bis zu 1,30 Meter und bis zu 19 kg Körpergewicht, der zudem der schwerste flugfähige Vogel der Welt ist. Mit diesen Attributen schlägt sie sogar die (mittlerweile auch in Deutschland wieder beheimatete) europäische Großtrappe. Ihr Gefieder ist hauptsächlich schwarzbraun, jedoch weisen Kopf, Hals und Bauch eine gräuliche bis ins weiße gehende Färbung auf. Das Weibchen ist generell etwas matter gefärbt. Markant sind die langen und ungefiederten Beine sowie die drei kräftigen Zehen an den Füßen. Sie ernährt sich hauptsächlich von Beeren, Früchten, Reptilien, Insekten, Eiern sowie kleinen Säugern und hat eine Lebenserwartung von 30 Jahren.
Wesentlich kleiner und selbst für ein geübtes Auge schwer zu erkennen ist der Maskenbülbül. Er wird etwa 18 Zentimeter lang und das Gefieder von Männchen und Weibchen – oben dunkel- bis hellbraun und unten grau- bis hellbraun, mit einem schwarzen Kopf und Kehle – unterscheidet sich kaum.
Sie sind relativ laute Vögel, ein Indiz woran der Birder sie leicht findet. Als Auszeichnung gilt es, wenn man ihn beim Fangen von Insekten im Flug beobachten kann. Er ist bei Farmern und Grundstückbesitzern des südlichen Afrikas ein willkommener Mitbewohner. Ein Pärchen Maskenbülbül auf dem Gelände kann mit aufgeregten Rufen warnen, sobald sich eine Schlange oder ein Raubtier einschleicht.
Die meisten Reisen beginnen in Windhoek, und wer die Stadt und seine Sehenswürdigkeiten wie den botanischen Garten, die Christuskirche und abends das Joes Beerhouse gesehen hat, kann auch hier schon einige Tiere am Himmel beobachten. Sei es die Kapturteltaube oder den blitzschnellen Palmensegler, der sein Nest an einem Palmenblatt mit eigenem Speichel befestigt, ebenso wie die darin befindlichen Eier. Und dann geht es hinaus in die weite Fläche, die man schon vor vielen Jahrzehnten als „Durstland“ bezeichnete…
Text und Bilder:
Dr. Metzner & Dr. Scherer