Simbabwe („Steinhäuser“ in der Sprache der Einheimischen), das ehemalige Südrhodesien , ist ein Binnenstaat im südlichen Afrika. Es ist vor allem durch seine Hauptstadt Harare und die spektakulären Victoriafälle bekannt.

Als reines Urlaubsziel wird es selten bereist, auch weil das Land wirtschaftlich isoliert und durch interne Konflikte als kritisch anzusehen ist. Umso größer ist natürlich das Abenteuer, man sollte allerdings einige Afrika-Erfahrung mitbringen, dann bietet das Land einige Traumziele wie die noch wirklich „wilden“ Naturparks.

Hier kann man die ca. 670 einheimischen Vogelarten in Ruhe beobachten, ca. 50 Zugvogelarten und etwa ein Drittel aller weltweit vorkommenden Adlerarten. Aber nicht nur in den Nationalparks sind interessante Vogelarten zu sehen: Schwalben, Rallen Finke, Prachthühner und selbst die großen Strauße sind überall in Simbabwes weiten Naturregionen zu finden, die teils bis an die Städte und Ortschaften anschließen.

Wie immer habe ich auf solchen Reisen zwei gute Leica Gläser dabei, welche ich je nach Einsatzzweck auswähle. Dieses Mal war es das Apo Televid 82, ein Spektiv das ich vom Stativ oder von dem halb heruntergelassenen Autofenster aus nutze. Ich verwende es auch für Aufnahmen mit dem Handy oder einer Kamera, wobei bei es da weniger um die Bilder geht, als um eine Gedächtnisstütze, da sich unbekannte Vögel oft erst abends im Zelt nach längerem Literaturstudium zweifelsfrei identifizieren lassen. Aber das ist ja auch ein Reiz des Birdings. Das Televid 82 hat für seine Vergrößerung eine hohe Lichtstärke, bis nach Sonnenuntergang, in die „graue Stunde“ hinein, ermöglicht es tolle Sichtungen.

Diese Reise führte mich in den Chizarira National Park und an den Lake Kariba – Stausee des Sambesis – , beides liegt im Nordwesten von Simbabwe. Das Gelände ist weit über 200.000 ha groß, unerschlossen, teilweise noch nicht mal exakt kartographiert. Ich haben hier nur einige wenige Einheimische gesehen, keine andere Touristen. Ranger beschreiben ihn so: „Es ist einer der am wenigsten entwickelten und erschlossenen Nationalpark Afrikas, den nur echte Naturliebhaber besuchen, die staubige Feldwege, Zelt und Schlafsack nicht scheuen.“

Was spannend ist: In allen Parks Simbabwes darf man – nach vorheriger Genehmigung am Gate – das Fahrzeug verlassen und die Tiere anpirschen, was in den meisten großen Destinationen sonst streng verboten ist. Auch Walking Safaris ohne Guide sind hier möglich. Man sollte aber wissen was man tut und seine Grenzen kennen. Apropos Grenzen: Halten Sie bei solchen Exkursionen immer einen Abstand von drei Metern zum Wasser ein – und sei es auch noch so flach – die Krokodile lauern überall und sind blitzschnell.

Zu Fuß ging ich immer Fixpunkte an, hohe Bäume, möglichst allein stehend, oftmals abgestorben und mit Vogelkot versehen. So konnte ich mich orientieren (auch um den Rückweg zu finden) und weil mir bekannt ist, dass größere Vögel diese Stellen oft anfliegen. Ein alter Ast hatte es mir besonders angetan, alle zehn Minuten ließ sich hier ein anderer großer Vogel nieder – Reiher, Habichte und Adler gaben sich ein Stelldichein. Leicht getarnt konnte ich sie alle beobachten. Auch sie nutzen die Aussicht um Feinde rechtzeitig zu sehen oder um Futter zu finden. Man hat manchmal sogar ernsthaft den Eindruck, sie sehen sich die Umgebung „nur aus Spaß“ an und genießen ebenso die schöne Aussicht.

Meine Reisezeit war Ende Oktober, kurz vor der dortigen Regenzeit, die von November bis April andauert. Die Vegetation ist nun ausgedörrt, die meisten Gräser, Sträucher und Bäume in einem Beigeton gehalten, so sieht man die Tiere schon auf weite Entfernung. Dazu greife ich mein zweites Leica zurück, das Geovid 8 x 42 HD-R, das gerade durch seine Armierung unverwüstlich ist. Wie auf allen Reisen lasse ich Einheimische einen Blick durchwerfen, die das immer spannend und staunend kommentieren.

Das Geovid gibt es in acht und in zehnfacher Vergrößerung, wobei die meisten meinen, dass „stärker auch gleich besser ist“. Doch Vorsicht:  Während man ein achtfach vergrößerndes Glas noch ruhig in der Hand halten kann, ist dies bei einem zehnfachen kaum mehr möglich, es sei denn man ist sehr trainiert oder verwendet Auflagen, wie zum Beispiel einen Pirschstock.

Auch die weiteren Features dieses Glases überzeugen: Die Entfernungsmessung ist im Birding für viele Bereiche einsetzbar, unter anderem zur Fixpunktfestlegung, um später eine (ungefähre) Größenbestimmung des Tieres vorzunehmen. Man kann Fluchtdistanzen ausrechnen oder – wie wir es bei „meinem Ast“ taten – die Gleitflugeigenschaften bemessen, wenn sie von einem hohen Punkt aus – ohne einen Flügelschlag – davongleiten. Natürlich spielt hierbei die Thermik und die Wetterlage eine große Rolle, weswegen man auch die Temperatur und die Höhenlage mit dem Geovid messen kann. Um diese niedergeschriebenen Daten alle auszuwerten, nutze ich jetzt die Wintermonate, schwelge dabei in Erinnerungen an Afrika und träume von weiteren Abenteuern.

Es gibt keine Vogelart die man nur in Simbabwe findet, aber einige, die fast ausschließlich hier vorkommen wie:
Roberts’s Warbler
Chirinda Apalis
Gurney’s Sugarbird
Lemon-Breasted Canary
Melodious Lark
Swee Waxbill
Swynnerton’s Robin
Woodwards‘ Batis

Sie zu beobachten und auf der „inneren Bucket Liste“ abzuhaken ist ein tolles Erlebnis. Es gelang mir bei dem Melodious Lark (Spottlerche / Mirafra cheniana). Die Fachliteratur beschreibt sie wie folgt: „Ihre Körperlänge liegt bei ca. 12 Zentimeter, wovon ca. 40% auf den Schwanz entfällt. Der Schnabel hat eine Länge von ca. 1,3 cm. Bei diesem Vogel verläuft der Überaugenstreif von der Schnabelbasis bis weit in den Nacken. Die Körperoberseite ist beige bis rötlich braun, das Kinn und die Kehle sind weiß und die Brust ist rostbraun mit dunkelbraunen Stricheln und Flecken. Die übrige Körperunterseite ist hell bräunlich. Die Schwingen sind schwarzbraun, wobei die Handschwingen rostbraune Säume aufweisen. Der Schwanz ist schwarzbraun. Der Schnabel ist dunkel hornfarben, die Läufe sind fleischfarben, die Iris ist braun. Die Spottlerche frisst Samen und Arthropode, ist ein Bodenbrüter, der Bestand gilt als „potenziell gefährdet“.

Es besteht in der Praxis eine hohe Verwechselungsgefahr mit der Sperlingslerche, die täuschend ähnlich aussieht. Birder erkennen die viel seltenere Spottlerche am kürzeren Schwanz und am dunkleren Bauch. Am offensichtlichsten ist aber der Gesang: Die Spottlärche imitiert bis zu 57 andere Vogelarten aus 20 verschiedenen Gattungen und kombiniert sie melodisch miteinander. Sie trägt dies im Sing-Schauflug oder – wesentlich seltener – von Ansitzwarten auf Steinen und Zweigen – bis hin zu unseren genannten hohen Ästen – aus auf. Das Männchen steigt mit aufgeplustertem Gefieder sowie raschen Flügelschlägen 20 bis 30 Meter hoch in den Himmel und zieht dann weite Kreise von etwa 50 Meter Durchmesser. Es singt dabei bis zu einer halben Stunde und lässt sich dann wieder abrupt zum Boden herabfallen.

Man muss es gesehen, bzw. gehört haben um dieses kleine Naturschauspiel zu glauben. Alleine das ist schon eine Reise wert.

 

 

 

 

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